Gedanken zu unterschiedlichen Varianten des Maststellens
Quelle: Alfred Fink

 

Im Zusammenhang mit den an vielen Stellen diskutierten Schäden im Bereich des Mastfußes und des Oberdecks hier einmal ein paar Gedanken von mir zu unterschiedlichen Varianten, die zum Mastellen angewendet werden

Variante 1:

Stellen des Mastes mit Unterstützung eines Kranes. Hier ohne Skizze. Nach meiner Ansicht die eleganteste Möglichkeit seinen Mast zu stellen. Hat allerdings den Nachteil, dass diese Variante wohl kaum Einhand zu realisieren sein wird und Mastkräne ja auch nicht überall vorhanden sind. Eine ungünstige Belastung bzw. Einwirkung auf das Boot (Mastfuß Dehlya) kann eigentlich nur durch ungenügende Ausrichtung des Mastes im Kran oder durch Wanken des Bootes unter dem Mast auftreten.

 

Variante 2:

Stellen des Mastes mit verlängertem Vorstag oder Topfall, einer Person von Land aus und einer zweiten Person vom Boot aus. Siehe Skizze. Nachteil, wie am Kräftedreieck zu erkennen, es geht ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Zugkraft der Person an Land als Knick- bzw. Hebelkraft in die Deck-, Mastfußverbindung ein und belastet diese 

Variante 3:

Stellen des Mastes mit Hilfe einer Jütvorrichtung. Einhand anwendbar. Der Jütbaum (V-Bauweise) hier an Deck, an den Püttingeisen der Oberwanten angeschlagen. Siehe Skizze. Die Kraftkomponente, die in Variante zwei als Knick- oder Hebelkraft in die Deck-, Mastfußverbindung eingeht, wird hier erheblich kleiner, dafür haben wir hier aber einen erheblichen Anstieg der Kraftkomponente, die über den Baum auf die Püttingeisen übertragen wird. In der Queransicht (in der Skizze so nicht dargestellt) ergibt sich daraus eine erhöhte Kräftedifferenz zwischen Mastfuß und Püttingeisen die natürlich eine wesentliche Belastung der Oberdeckkonstruktion darstellt.

 

 

 

Variante 4:

Auch Stellen des Mastes mit einer Jütvorrichtung. Allerdings ist diese anders angeschlagen. Der Druckpunkt des Jütbaumes steht selber unmittelbar auf dem Mast oberhalb des Mastfußes und wird nach Backbord und Steuerbord nur durch ein Want in seiner Position unterstützt. Der Jütbaum stellt in der Queransicht somit kein „V" dar und die Püttingeisen bleiben unberücksichtigt. Die Wirkung der Aufstellkräfte ist hier im Grunde genommen identisch mit denen der Variante drei. Allerdings müssen hier die unter drei beschriebenen Kräftedifferenzen nicht von der Oberdeckkonstruktion getragen werden. Meines Wissens ist dies auch die Version, die ursprünglich von Dehler empfohlen wurde.

 

 

 

 

Mein Resümee :

Unabhängig des Anspruches auf Vollständigkeit aller Möglichkeiten bzw. der vollständigen richtigen Betrachtungen der herangezogenen Varianten halte ich die vierte Version für diejenige, die das Material (Oberdeck und Mastfuß) am wenigsten belastet und die einigermaßen Einhand zu handhaben ist. Sie wird von mir seit Jahren praktiziert. Im Deck meiner 22’ger sind bisher auch keine Defekte aufgetreten. Allerdings habe ich meinen Jütbaum, auf Grund der Belastung und der daraus resultierenden seitlichen Durchbiegung, in den letzten Jahren durch eine Saling mit entsprechender Verstagung versehen bzw. versteift.

Gruß

Skipper vom Wattenwurm